Dienstag, 11. Februar 2025 MoritzburgRadebeul FriedenskircheRadebeul LutherkircheReichenberg

Unserem Wesen treu bleiben

Die Welt, in der wir als Kirche Jesu Christi leben wollen, verändert sich gerade sehr schnell. Wir müssen als Kirche kenntlich bleiben und sind Teil einer Gesellschaft, die gerade intensiv um ihre Fähigkeit ringt, ohne Feindseligkeit und ohne Lügen miteinander klarzukommen, ihre Menschlichkeit zu bewahren und ganz besonders den Schwächsten Heimat und Schutz zu geben. Dabei hilft mir der Blick der Apostelgeschichte auf die frühesten christlichen Gemeinschaften: Sie waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter du Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte. Sie waren täglich einmütig im Tempel zusammen und brachen reihum in den Häusern das Brot (Apostelgeschichte 2.44-46). Das bezeugte Wort, die gemeinsame Feier und die Sorge füreinander verbinden sich in diesem Bild zu einer untrennbaren Einheit. Nun bezeugen allerdings schon die frühesten Zeugnisse von christlichen Gemeinden in Jerusalem, Kleinasien und Griechenland, dass es nicht erst heute schwierig ist, diese Einheit zu verwirklichen. Und doch macht sie das Wesen der Kirche aus: Das Zeugnis von Christus, die Diakonie, die Liturgie und die gemeinschaftliche Verbundenheit gehören zusammen. Diakonie als praktisch gelebte Mitmenschlichkeit ist kein gesonderter Bereich, sondern eingebettet in das, was die Kirche wesentlich ausmacht.

Nach meinem Empfinden vertieft sich das Gespür dafür, dass mit unserer diakonischen Berufung in der Kirche alle gemeint sind, nicht etwa nur Spezialistinnen und Experten. Dass unsere ehrenamtlichen Besuchsdienste, denen ich Verstärkung von jüngeren Menschen sehr wünsche, kostbare Bausteine sind auf diesem Weg. Dass sich trauernde Menschen bei uns treffen und die Lebensmittelausgabe der Radebeuler Tafel bei uns ein verlässliches Zuhause hat. Dass aber auch ein kleiner Gebetskreis daran Anteil hat, der Notlagen achtsam wahrnimmt, taktvoll mit ihnen umgeht und sie vertrauensvoll vor Gott bringt. Wenn sich all das zu einem lebendigen Organismus fügt, wenn viele kleine Puzzleteile ein helles und menschenfreundliches Bild ergeben, dann sind wir als Kirche auf einem guten Weg. Wenn wir unserem Wesen treu bleiben, dann müssen wir nicht bei der Klage stehen bleiben über die vielen beängstigenden Tendenzen in unserer Gesellschaft, die sich gegen die grundsätzliche Gleichwertigkeit aller Menschen richten und gegen ein inklusives Miteinander ohne Unterschiede. Wenn wir bei unserem Herrn Maß nehmen, erst recht in Zeiten wie diesen, dann können wir trotz aller Verfinsterungen starke und helle Lichter anzünden, immer in Demut, in Verbundenheit und zusammen mit anderen.

Pfarrer Christof Heinze

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