Im Pfarrhaus in Kötzschenbroda wurde 1645 - nach 27 Jahren immer neuer Verwüstung der Häuser und Felder, Tod, Hunger und Leid - der Waffenstillstand zwischen Schweden und Sachsen im 30-jährigen Krieg unterzeichnet. Dieser Vertrag war der Wegbereiter für den Westfälischen Frieden.
Sichtbare Erinnerung ist der Friedenstisch in der Kirche.
Gegen die Kriegsrhetorik der Nazis setzte der Kirchenvorstand in den 30er Jahren ein Zeichen und gab der Kirche in Kötzschenbroda den Namen „Friedenskirche“.
2012 wurde der Friedenskirche von der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung der Titel „Politischer Ort“ verliehen.
Wir wollen hier am historischen Ort ein Zeichen setzen. Der kleine Friedensweg im Umfeld der Friedenskirche lädt ein, dem Thema „Frieden“ zu begegnen und sich mit der Komplexität des Themas auseinanderzusetzen.
Der Friedensweg erzählt, wie sich Menschen mit Wort und Tat für politischen und gesellschaftlichen Frieden engagiert haben und dass es in scheinbar hoffnungslosen Situationen manchmal auch Wunder gibt.
Neben Verträgen, inspirierenden Zitaten und historischen Ereignissen finden Sie auf den Tafeln des Friedensweges Personen aus Radebeul, Sachsen und der Welt, die wir beispielhaft für ihre Friedensimpulse ausgewählt haben.
An dieser Stelle stehen die weiterführenden Texte zu den einzelnen Tafeln:
Karl May Louise Otto-Peters Mahatma Gandhi Nelson Mandela Martin Luther King Dag Hammarskjöld Waffenstillstandsvertrag zu Kötzschenbroda Die zehn Prinzipien der Schlussakte von Helsinki Der konziliare Prozess – Frieden Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung
Vielleicht hat seine eigene Lebensgeschichte, geprägt von Höhen und Tiefen, zu seinem Verständnis für die Komplexität menschlicher Beziehungen und Konflikte beigetragen.
Er träumte von einer Welt ohne Kriege und Grenzen, in der soziale Ungerechtigkeiten aufgelöst sind, Geschlechter gleichberechtigt zusammenleben und das 'Andere' wertgeschätzt wird. Diese Vision einer friedlichen Koexistenz verschiedener Kulturen und Religionen trieb ihn an, in seinen Werken Lösungen für scheinbar unlösbare Konflikte zu suchen. Das gelang zumeist mit dem „Güteprinzip“: Die Güte besiegt die Gewalt – ein zutiefst christlicher Ansatz. May nutzte seine Geschichten, um Wege zum Frieden aufzuzeigen und seine Helden sind sie erfolgreich gegangen.
Evangelisch getauft, konfirmiert und getraut, war er tief im Christentum verwurzelt. Er glaubte, dass es einen Gott gibt, der die personifizierte Liebe ist und dass Jesus Christus der Erlöser für alle Menschen ist.
In seinen Büchern thematisiert er die zentralen christlichen Themen:
Seine Ideen zeigen Gemeinsamkeiten mit pazifistischen Politik-, Gesellschafts- und Lebensentwürfen seiner Zeit, wie denen von Leo Tolstoi, Bertha von Suttner oder Albert Schweitzer. Obwohl sich May keiner bestimmten Strömung vollständig zuordnen lässt, war er zweifellos vom Zeitgeist und den fortschrittlichen Denkern seiner Epoche beeinflusst.
Louise Otto-Peters wurde am 26. März 1819 in Meißen geboren und wuchs in einem liberalen, gutbürgerlichen Elternhaus auf. Trotz einer guten Grundbildung und privatem Unterricht in Naturwissenschaften, Malerei, Philosophie und Französisch, blieb ihr und ihren Schwestern der Zugang zu höherer Bildung verwehrt. Diese Einschränkung prägte sie nachhaltig und führte dazu, dass sie sich autodidaktisch weiterbildete und private Studien betrieb.
16-jährig verlor sie ihre Eltern und als auch ihr Verlobter vor der Hochzeit starb, nutzte sie ihre Freiheit und finanziellen Mittel, um sich schriftstellerisch und gesellschaftlich zu engagieren.
Sie war überzeugt, dass Gott Frauen und Männern die gleichen Rechte gegeben habe. Ihr Glaube an die von Gott gegebene Würde jedes Menschen führte zu ihrer Forderung nach dem "Recht der freien Selbstbestimmung" für alle vernunftbegabten Wesen, einschließlich Frauen.
1986 gründet sie zusammen mit ihrer Freundin Auguste Schmidt und zunächst 34 Mitgliedern den Allgemeinen Deutschen Frauenverein. Fünf Jahre später gehören der Vereinigung 10.000 Mitglieder an.
Als Vertreterin der Ergänzungs-Ideologie war Louise Otto-Peters der Meinung, dass eine Frau in ihrer Funktion als gebildetes weibliches Wesen den rationalen Mann ergänze. So kämpfte sie für die Steigerung des weiblichen Bildungsniveaus, für das Recht auf Arbeit und den Zugang zu Berufen. Ihr Engagement machte sie zur Führerin des gemäßigten Flügels der bürgerlichen Frauenbewegung. Ihre Positionen grenzte sie jedoch deutlich gegen Frauenrechtlerinnen wie Louise Aston oder Clara Zetkin ab, die eine rigorose Gleichsetzung von Mann und Frau forderten.
Mahatma Gandhis bescheidene Persönlichkeit machte ihn zu einer der inspirierendsten Figuren der Welt.
Seine Lebensphilosophie basierte auf zwei wesentlichen Elementen, der Wahrheit und der Gewaltlosigkeit.
Gandhi fühlte sich zutiefst der Wahrheit verpflichtet. Er drückte dies mit einer eigenen Wortschöpfung aus: Satyagraha – „Festhalten an der Wahrheit“. Diesen Ausdruck prägte er, da er nicht von passivem Widerstand sprechen wollte. Satyagraha war für ihn eng mit Gewaltlosigkeit verbunden: „Wahrheit schließt die Anwendung von Gewalt aus, da der Mensch nicht fähig ist, die absolute Wahrheit zu erkennen und deshalb auch nicht berechtigt ist zu bestrafen.“
Seit seiner Begegnung mit der Bergpredigt, die im Matthäusevangelium des Neuen Testaments steht, schätzte der Hindu den christlichen Glauben aus kritischer Distanz. Einmal bekannte er, hätte er nur die Bergpredigt vor Augen, würde er ohne Zögern sagen: „Oh ja, ich bin ein Christ“.
Wichtig war ihm die Toleranz der Religionen: „Hätten wir es erreicht, die Wahrheit voll zu schauen, dann wären wir nicht mehr bloß Suchende, sondern wir wären eins mit Gott geworden, denn die Wahrheit ist Gott (…). Jeder hat von seinem Standpunkt aus Recht, aber es ist nicht unmöglich, dass sich alle irren. Daher die Notwendigkeit der Toleranz, die nicht Gleichgültigkeit der eigenen Religion gegenüber bedeutet, sondern eine intelligentere und reinere Liebe zu ihr (…). Die Pflege der Toleranz anderen Religionen gegenüber wird uns ein besseres Verständnis unserer eigenen schenken.“
Am 30. Januar 1948 wurde Gandhi auf dem Weg zum Gebet erschossen - mitten ins Herz.
Er widmete sein Leben unter großen persönlichen Opfern dem Kampf gegen die Rassentrennung in Südafrika. Dabei machte ihn die außergewöhnliche Kombination aus Standhaftigkeit, Vergebungsbereitschaft und visionärer Führung zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.
Nach seiner Freilassung aus der 27 Jahre dauernden Haft verfolgte er eine Politik der Versöhnung statt der Rache – das war entscheidend für den friedlichen Übergang Südafrikas zur Demokratie.
Er setzte sich konsequent für die Menschenrechte ein und kämpfte sowohl gegen weiße als auch schwarze Vorherrschaft. So wurde er weltweit zu einem Symbol für Freiheit, Gerechtigkeit und Versöhnung.
Nelson Mandela war Schüler einer methodistischen Missionsschule. Die christlichen Lehren beeinflussten früh Mandelas Wertesystem. Seine Botschaft der Vergebung und Versöhnung hatte starke christliche Untertöne. Als Präsident erwähnte er seine Religionszugehörigkeit kaum öffentlich. Er wollte an seinen Taten gemessen werden und alle Südafrikaner vereinen, unabhängig von ihrer Religion.
Als Baptistenpastor war er fest in der christlichen Tradition verankert und sah seinen Kampf für Gerechtigkeit als Ausdruck seines Glaubens. Die christlichen Grundsätze der Nächstenliebe und Gleichheit aller Menschen vor Gott bildeten das Fundament seiner Überzeugungen und gaben ihm die moralische Stärke, für seine Ideale einzustehen.
Darüber hinaus prägten ihn seine persönlichen Erfahrungen mit Rassismus in seiner Kindheit und Jugend. Obwohl er aus einer relativ privilegierten schwarzen Mittelschichtsfamilie stammte, erlebte er die Ungerechtigkeit und Demütigung der Rassentrennung am eigenen Leib. Diese Erlebnisse weckten in ihm den Wunsch, sich für Veränderungen einzusetzen.
King fand auch Inspiration in den Lehren und Methoden anderer Aktivisten und Denker. Besonders einflussreich war für ihn Mahatma Gandhi und dessen Konzept des gewaltlosen Widerstands. King adaptierte Gandhis Prinzipien für den Kontext der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und entwickelte daraus seine eigene Philosophie des friedlichen Protests.
Er studierte Theologie und Philosophie und setzte sich intensiv mit verschiedenen Denkströmungen auseinander. Dieses breite Wissen ermöglichte es ihm, seine Argumente eloquent zu formulieren und Menschen unterschiedlichster Hintergründe anzusprechen. Ein weiterer wichtiger Faktor war Kings außergewöhnliches rhetorisches Talent. Seine Fähigkeit, Menschen mit seinen Reden zu bewegen und zu inspirieren verstärkte seine Wirkung als Führungsfigur der Bürgerrechtsbewegung.
Seine Vision einer gerechten Gesellschaft, in der Menschen nicht nach ihrer Hautfarbe beurteilt werden, hat er am eindrucksvollsten in seiner berühmten "I Have a Dream"-Rede artikuliert.
Der Schwede Dag Hammarskjöld war ein disziplinierter und zurückhaltender Mensch. Als er im April 1953 zum wichtigsten Mann der Weltorganisation ernannt wurde, galt er zunächst als schwacher Kandidat. Zu Beginn seiner Amtszeit traute man ihm nicht die Härte zu, die zur Lösung internationaler militärischer Konflikte erforderlich war.
Dabei hatten die Großmächte seiner Wahl nur zugestimmt, weil ihm der Ruf eines Verwaltungsbeamten anhing. Doch Hammarskjöld erwies sich durch sein diplomatisches Geschick bei der Freilassung amerikanischer Piloten aus chinesischer Gefangenschaft 1955 in der Folge des Koreakrieges sowie durch sein beherztes Eingreifen in der Suez-Krise schnell als selbstbewusster Politiker. Die Skepsis ihm gegenüber schlug in Respekt um.
Leitmotiv seiner Arbeit war stets die Diplomatie der Versöhnung.
Er setzte auf die vertrauliche Atmosphäre nicht-öffentlicher direkter Verhandlungen, mit dem Ziel: Jeder soll diplomatisch sein Gesicht wahren können.
Dag Hammarskjölds Amtsausübung beruhte im Wesentlichen auf seiner kulturellen und politischen Verwurzelung in westlichen Werten, christlicher Religion sowie seiner biographischen Prägung.
In einem Interview zum Amtsantritt in New York sagt er einmal, dass er durch sein Elternhaus zwei Glaubenssätze habe, die ihn bis heute prägen:
Einerseits, dass im Sinne des Evangeliums alle Menschen als Gottes Kinder gleich sind und dementsprechend behandelt werden sollen.
Andererseits, der selbstlose Dienst am Vaterland und der Menschheit. Das bedeutete für ihn, nicht nach seinen persönlichen Interessen zu handeln, sondern unbeirrbar für seine Überzeugung einzustehen.
Text folgt
KSZE-Teilnehmerstaaten 1975
Belgien, Bulgarien, Dänemark, Bundesrepublik Deutschland, Deutsche Demokratische Republik, Finnland, Frankreich, Griechenland, Heiliger Stuhl, Irland, Island, Italien, Jugoslawien, Kanada, Liechtenstein, Luxemburg, Malta, Monaco, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Sowjetunion, San Marino, Schweden, Schweiz, Spanien, Tschechoslowakei, Türkei, Ungarn, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten, Zypern
Später beigetreten:
Albanien, Armenien. Aserbeidschan, Belarus, Bosnien und Herzegowina, Estland, Georgien, Kasachstan. Kirgisistan, Kroatien, Lettland, Litauen, Moldau, Slowenien, Tadschikistan, Turkmenistan, Ukraine, Usbekistan