Dienstag, 10. Dezember 2024 MoritzburgRadebeul LutherkircheReichenberg

Mache dich auf, es werde licht

Wie viele umwerfend schöne Sonnenaufgänge wurden mir in den letzten Monaten geschenkt?! Zum Beispiel der hier: Dämmriges Licht waberte bereits durch die Kronen der Bäume, als ich aus Richtung Mistschänke kommend nach Steinbach fuhr. Nach einigen welligen Kurven öffnet sich der Wald, ich fahre hinaus aufs Feld in einem weiten Bogen – und da steht der große, orangene Ball direkt über Steinbach. Nein, beim genauen Hinsehen ist es ein buntes Farbenspiel: Vom Violett ganz unten über rot und orange bis zu einem warmen Gelb am oberen Rand. So steht sie da, die Sonne, und lädt mich ein in den Tag.

Oder dieser, so ganz anders: Über der Röder zwischen Nieder- und Oberrödern sind morgens die schönsten Nebelfelder. Es ist unglaublich, was die Wassermoleküle in der Luft hier für Licht- und Schattenspiele treiben. Weiße und graue Nebelfelder, die über der Aue schweben, sich hier auftürmen bis zum Himmel und dort nur ein flaches Band bilden, über dem noch die Kronen der Sträucher tanzen. Die Luft ist undurchdringlich, mein Blick hat keinerlei Auslauf, er wird gehalten in diesem Amphitheater des Nebels. Doch da, eine Botin der Unendlichkeit: Vor – nein, hinter – nein: mitten in der dichten Nebelwand ein feiner, transparenter Hauch von Orange. Schon ist er wieder weg. Ein Trugbild? Nein, da ist er wieder, kreisrund. Die Sonne ist schon längst da! Aber sie wird noch lange brauchen, um ihrem Licht Bahn zu brechen …

Was für Bilder mag Jesaja vor Augen gehabt haben, als er dieses zu den Menschen seines Volkes gesagt hat: „Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir.“ (Jes 60,1)? Ganz sicher nicht das An und Aus eines Lichtschalters, vielmehr das langsame Züngeln einer Flamme am Holzspan, das geduldige Brennen des Dochtes in der Öllampe – oder eben einen Sonnenaufgang. Auf jeden Fall war dieser Ausspruch schon immer und ist bis heute ein Wort der Hoffnung. Es wird wieder heller! Von Gott her kommt Licht in dein Leben! Vielleicht auch nur sehr langsam und undeutlich. Vielleicht zunächst schwächer als du gehofft hast. So wie es an manchen Tagen gar nicht so recht hell werden will. Aber das Licht ist da. Setz dich diesem Licht aus, lass es in Dein Herz, damit du auch innen hell wirst und strahlen kannst!

Ob Jesus dieses „Gegenüber von Licht und Licht“ vor Augen hatte, als er zuerst über sich selbst sagte: „Ich bin das Licht der Welt“ – und dann zu den Hörern der Bergpredigt: „Ihr seid das Licht der Welt“?

Licht aufnehmen und weitergeben – daran wollen uns die vielen Kerzen erinnern, die jetzt in der Advents- und Weihnachtszeit überall brennen. Ich wünsche Ihnen und Euch ein segensreiches Empfangen und Verschenken des himmlischen Lichtes.

Freimut Lüdeking

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