Selten freue ich mich so sehr über meine eigenen Worte wie dann, wenn ich mit jungen Eltern über die Taufe ihres Kindes spreche und ihnen sage: „… und wohin auch immer es Ihr Kind einmal verschlagen wird, ob auf Reisen, durch Beruf oder Familie, und wenn es ans Ende der Welt kommen wird – es wird auch dort Christen und Christinnen treffen!“
Über diesen Gemeindebrief haben wir ganz groß das Thema „Ökumene“ geschrieben. Damit wollen wir unseren Blick öffnen. Denn Ökumene bedeutet zuerst einmal: „Hey, denkt daran: Ihr seid nicht die Einzigen!“ – Klar, das haben wir schon gemerkt, schließlich sind wir ein Kirchspiel geworden und wissen: Auch in unseren Nachbargemeinden leben und glauben evangelische Christenmenschen.
Aber Ökumene guckt noch weiter. Da sind auch Katholische unter uns, Anglikaner und sogar ein paar Orthodoxe. Und mehr noch: Nicht alle Evangelischen sind auch lutherisch! Da gibt es Reformierte, Baptisten, Methodisten, Böhmische Brüder ... und sogar Kirchen, die sich als überkonfessionell empfinden, die Herrnhuter etwa. So bunt ist die christliche Landkarte der Welt!
Und so schwingen in dem Wort „Ökumene“ beeindruckende Erfahrungen mit, etwa als wir auf einer internationalen Versammlung Gottesdienst feierten und dabei in unzähligen Muttersprachen das Vaterunser sprachen. Aber auch schmerzhafte Punkte gibt es da: Noch immer sind wir am Abendmahlstisch Jesu getrennt voneinander. Und auch bei der gegenseitigen Anerkennung der Taufe gibt es noch „Luft nach oben“. Auf jeden Fall ist ein Blick in die Ökumene richtig spannend. Wie glauben andere Christen? Wie denken, leben, feiern sie? Was bedeutet es für Ehepaare, verschiedenen Konfessionen anzugehören? Und welche Scheibe können wir uns voneinander abschneiden? Was treibt z.B. die ungarischen Reformierten in der rumänischen Großstadt Klausenburg um und was beschäftigt die kleine lutherische Gemeinde in dem lettischen Dorf Usma? Die Ökumene beschert uns jedes Jahr den Weltgebetstag, einen faszinierenden Blick zu Christen in anderen Teilen der Welt (wussten Sie, dass es in Vanuatu Christen gibt? – Was ist Vanuatu?) und sie beschert uns seit vielen Jahren einen fröhlichen Pfingstmontags-Gottesdienst auf der Moritzburger Schlossterrasse.
Die Vielfalt im Christentum ist eine große Bereicherung – und zugleich eine Aufgabe: „Seid darauf bedacht, die Einigkeit im Geist zu wahren durch das Band des Friedens“, schrieb der Apostel Paulus (oder einer seiner Schüler) an die junge Gemeinde in Ephesus und fuhr prägnant fort: „Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller.“ Schon er muss gewusst haben, dass wir Menschen uns gern voneinander absetzen und profilieren. Der ökumenische Blick will uns helfen, Schritte aufeinander zuzugehen, offen zu werden für andere und dem Gegenüber Gutes zuzutrauen. Und das wird uns selbst verändern. Lassen wir uns darauf ein!
Herzlich grüßt Sie Pfarrer Freimut Lüdeking