Ein Friedensengel aus Radebeul

Es sollte ein Engel sein, der zu unserer Kirche gehört, den man suchen kann und der auch eine Geschichte erzählt.

Es ist nicht leicht, in unserer Kirche einen Engel zu finden, noch dazu einen, dessen verkleinertes Abbild als Erinnerungsgeschenk für Kinder gestaltet werden kann.

Die Idee, doch zu überlegen, was man interessierten Kindern als Andenken an die Friedenskirche mitgeben könnte, wurde von Inge Wenzel geäußert. Beim Nachdenken über diesen Vorschlag fiel mir die Verbindung Friedenskirche – Friedensengel ein.

Es sollte ein Engel sein, der zu unserer Kirche gehört, den man suchen kann und der auch eine Geschichte erzählt. Der Vorschlag wurde von der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit aufgenommen. In den Altarfenstern gibt es zwei Engel. Einer ist im Maßwerk des Mittelfensters »versteckt«.

Einen zweiten Engel finden wir in der linken Reihe des Mittelfensters im zweiten Bild von oben. Er schwebt über einem Mann, der zu ihm aufblickt. Der Mann hält seine Hand auf den Rücken eines gebeugten Kindes. Die Geschichte zu diesem Bild finden wir im 1. Buch Mose. Gott führt Abraham in Versuchung, er soll seinen einzigen Sohn Isaak opfern, um ihm seinen Gehorsam zu zeigen. Eine grausame Vorstellung. Können wir uns heute in diese Lage versetzen? Aber Gott lässt es nicht so weit kommen, er schickt einen Engel als Boten und lässt Abraham wissen, dass er dieses Opfer nicht fordern will. Abraham kann mit dem Messer ein Schaf schlachten und dieses als Opfer darbringen. Er wird das mit großer Freude und Erleichterung getan haben. Er 10 kann durch die Botschaft wieder seinen Frieden mit dem Herrn finden. Sieht man den Engel genau an, so stellt man fest, dass er gar nicht so leicht als solcher zu erkennen ist, zumindest fehlt ihm ein wichtiges Attribut, die Flügel.

Auch zeigt das Bild den Engel nur bis zu dem Arm, den er begütigend auf Abraham legt. Er musste also etwas abgewandelt werden, sollte aber auch noch als der Engel aus dem Fensterbild erkennbar sein. Dieser Aufgabe nahm sich Frau Bohl an. Herr Meißner machte Vorschläge zum Material und der Ausführung. Es kostete schon einige Überlegung, bis der Engel seine Gestalt angenommen hatte. Zum Schluss entschieden wir uns noch zu einer kleinen Aufschrift auf der Rückseite, damit sich die Beschenkten auch erinnern können, wo sie ihn erhalten haben: „Friedensengel aus Radebeul“. Ein kleiner Schlitz in seinem Körper bietet die Möglichkeit, ihn mit einem Bändchen zu versehen und als Anhänger zu tragen oder zu Hause aufzuhängen, man kann aber auch ein Stückchen Pappe hindurch stecken und ihn dann aufstellen.

Als Kirchenhüter erleben wir immer wieder Kinder, die viele interessierte Fragen zur Kirche stellen. Manche wissen ganz gut Bescheid, wenn wir die einzelnen Dinge benennen, für andere ist alles, was mit der Kirche zusammen hängt neu und bedarf einer Erklärung. Für diese Kinder, die nicht nur einmal kurz durch die Kirche laufen, sondern mehr darüber wissen wollen, ist unser kleiner Friedensengel gedacht.

Ursula Martin