Mittwoch, 27. Dezember 2023

Gedanken zum Jahreswechsel

Wie kommt es, dass ein langer wunderbarer Abend mit Freunden wie im Fluge vergeht, während 15 Minuten im Regen wartend auf den Bus scheinbar kein Ende haben? Objektiv gesehen, bleibt die Zeit die Gleiche. Eine Stunde heute ist gleich lang wie eine Stunde gestern. Doch aus subjektiver Sicht verändert und formt sich die Zeit, je nachdem was wir gerade tun und vor allem wie wir uns dabei fühlen. Besonders zum Jahreswechsel, an hohen Geburtstagen oder bei einschneidenden Lebensereignissen halten wir inne und fragen nach unserer Lebenszeit. Wir schauen zurück und blicken voraus. Was wir erlebt haben und was wir erwarten, hat beides Bedeutung für unsere Gegenwart. Immer wieder müssen wir feststellen, dass wir nicht alle unsere Vorhaben und Träume umsetzen konnten. Trauern wir dem nach und möchten die Zeit am liebsten zurückdrehen? Oder haben wir Frieden damit geschlossen und können unser jetziges Leben annehmen?

Im Alten Testament gibt es einen Weisheitslehrer, der über die Zeit geschrieben hat, das Buch Kohelet (Prediger). Wir lesen im 3. Kapitel (Übersetzung Hoffnung für alle): „Alles hat seine Zeit: geboren werden und sterben, pflanzen und ausreißen, weinen und lachen, klagen und tanzen, sich umarmen und loslassen, schweigen und reden…. Für alles auf der Welt hat Gott schon vorher die rechte Zeit bestimmt. In das Herz des Menschen hat er den Wunsch gelegt, nach dem zu fragen, was ewig ist…. Ich begriff, dass Gottes Werk für immer bestehen wird. Niemand kann etwas hinzufügen oder wegnehmen. So hat Gott es eingerichtet, damit die Menschen Ehrfurcht vor ihm haben. Was in der Vergangenheit geschah und was in Zukunft geschehen wird, hat Gott lange zuvor festgelegt. Und die Zeit, die uns entschwunden ist, ist bei ihm nicht vergangen.“ Es ist entlastend, wenn wir zurückblicken und uns aussöhnen können mit unserem Leben, mit allem, was wir tun konnten und mit allem, das offen geblieben ist. Wir können dankbar auf Vergangenes sehen, weil wir überall in unserem Leben Gottes Spuren entdecken. Und wir können getröstet in die Zukunft blicken, weil wir wissen, dass Gott da ist und da sein wird, was auch immer uns erwartet. Lassen Sie sich zum Jahreswechsel berühren von diesen Versen des uralten Weisheitslehrers, der allen guten und allen schweren Phasen im Leben eine Zeit einräumt und nach dem Ewigen fragt.

Ihre Pfarrerin Angelika Lentz

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